Seit ich meinen Mann kenne, schwärmt er mir vom Phantom der Oper vor und wie lange er sich schon wünscht dieses Musical zu sehen. Vor einigen Jahren sahen wir eine Wandervorstellung in unserer Heimatstadt, die einfach schrecklich war. So schrecklich, dass mir außer diesem Eindruck nichts mehr in Erinnerung blieb.

Als ich erfuhr, dass das Original wieder in Deutschland aufgeführt wird, bestellte ich ohne lange zu zögern zwei Eintrittskarten. Kombiniert mit einem Galadinner und einer Hotelübernachtung sollte es endlich wieder ein Wochenende nur für uns beide werden.

Auch wenn ich mich sehr darauf freute, machte ich mir schon Wochen vorher Sorgen, was mit Arthuro in der Zeit sein würde. Die einzige Möglichkeit war ihn zu Oma und Opa zu geben. Trotz meines Vertrauens, brachte mir der Gedanke an seine erste Nacht ohne uns einige schlaflose Nächte. Mein schlechtes Gewissen plagte mich und ebenso die Angst, dass etwas passieren könnte.

Am Tag der Abreise herrschte in mir ein komplettes Gefühlschaos. Schon beim letzten Stillen hatte ich Tränen in den Augen, aber sobald wir aus der Haustür waren, brach ich vollkommen in Weinen aus. Die Sorgen fraßen mich förmlich auf und der Gedanke machtlos in der Ferne zu sein brachte mich zur Verzweiflung.

Dennoch gelang es meinem Mann mich mit seinem liebevollen Worten sehr schnell zu beruhigen. So stiegen wir in den Zug ein und plötzlich war die Situation ganz anders: Wir hatten das Elternsein zeitweise abgelegt und waren wieder vollkommen wir, ein Paar. Wir ließen uns nicht mehr los, küssten und kuschelten uns die ganze Zeit. Es war wundervoll. Wir fühlten uns wie frisch Verliebte, die auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen mussten und sich ganz ihren Gefühlen hingeben konnten.

Nach ein wenig Sightseeing begann der wundervolle Abend mit einem Dreigängemenü und meinem ersten Rosé seit 1,5 Jahren. Es war einfach war köstlich. Das Musical, dass uns bereits wenige Minuten nach Beginn Gänsehaut auf den ganzen Körper trieb, perfektionierte den Tag. Es war atemberaubend aber verging leider viel zu schnell. Schließlich ließen wir den Abend mit einem heißen Bad ausklingen und waren vollkommen erschöpft aber glücklich.

Der nächste Tag nun war begleitet von ein wenig Traurigkeit über den sich bald wieder einschleichenden Alltag aber schließlich überwog doch die Freude auf unsere kleine dicke Qualle, die wir bald wieder im Arm halten konnten.

Danke Oma und Opa für diese Möglichkeit.

 


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