Ich bin ein Mensch, der gerne meilenweit in die Zukunft plant. Egal, ob es sich um Weihnachtsgeschenke oder die Urlaubsplanung handelt, Monate vorher steht bei mir schon alles fest, damit ich im Notfall noch reagieren kann. Mit einem Kind ist das bekanntermaßen nun nicht mehr so einfach aber so ganz komme ich nicht aus meiner Haut.

Eine Woche bevor die U3 anstand begann ich mir Gedanken zu machen, was auf uns zukommen würde. Was würde die Ärztin untersuchen, wie würde der kleine Mann abschneiden, wäre alles in Ordnung, würden wir lange warten müssen und er das Wartezimmer zusammenbrüllen? Fragen über Fragen.

Natürlich geht es bei derartigen Untersuchungen nicht einfach nur um die Gesundheit des Kindes, sondern es ist ein Spiegelbild der Erziehung. Ist das Kind sauber, entwickelt es sich gut, dann macht man alles richtig. Man will ja nicht als dreckige, unachtsame Mutter dastehen, die ihr Kind vernachlässigt. Jeden Tag musterte ich also mein Kind von oben bis unten und es sah gut aus. Agil, gesunde Hautfarbe, laute Stimme. Doch dann geschah es! Vier Tage vor dem Termin entdeckte ich, dass er ganz wunde Achseln hatte. Wie ging das denn? Sofort schickte ich meinen Mann los Zinksalbe zu kaufen, da es schnell gehen musste. Also wusch ich, trocknete und cremte. Auf den letzten Drücker wurden sie wieder blasser und er ließ sich wieder ohne viel Theater hochheben.

Zwei Tage vor dem Termin entdeckte ich, dass er einen wunden Po hatte. Wie ging das denn? Hatte ich zu viel Obst gegessen? Nun gut, dachte ich, dann erweitern wir die Prozedur einfach auf einen zweiten Bereich und alles wird gut: Ich wusch, trocknete und cremte.
Einen Tag vor dem Termin entdeckte ich, dass er seine Halsfalte leicht gerötet war. Wie ging das denn? Und noch länger wurde sein Badeablauf: Ich wusch, trocknete und cremte.
Der Tag kam und alles war perfekt. Ich untersuchte jeden Millimeter auf Arthurs Körper, wusch ihn erneut, zog ihm einen schönen Strampler an und fuhr siegessicher mit ihm zur Praxis.

Dort angekommen war das Wartezimmer leer, mein Kind ruhig am schlafen und alles lief bilderbuchmäßig. Die Ärztin war sehr zufrieden mit dem kleinen Racker, bis sie die Windel öffnete. Denn dort warteten auf sie in der linken Hüftspalte FÜNF ROTE PUNKTE! Wie ging das denn? Innerhalb einer halben Stunde hatten sich auf den so gründlich inspizierten Körper diese böswilligen Dinger gebildet, die die Ärztin stocken ließen. Sofort verschrieb sie mir ein Rezept, meinte es könnte der Anfang einer Pilz-Bildung sein. Ich war geschockt!

Ich ging gleich in die Apotheke, löste das Rezept ein und beeilte mich nach Hause zu kommen, um die Stelle zu behandeln. Doch als ich endlich angekommen war, waren die Punkte WEG!

Wer sollte mir das denn glauben? Auch die nächsten Tage suchte ich gründlichst nach den Punkten aber nichts war zu sehen. Nach einer Woche legte ich achselzuckend die Creme zu seiner Babyapotheke und warte darauf, sie vielleicht irgendwann einsetzen zu müssen.

 


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