Dass Kinder es manchmal faustdick hinter den Ohren haben, ist kein Geheimnis. Natürlich bildet auch Arthuro da keine Ausnahme. Ich hoffe aber, dass wir ihm mit unserer offenen Art die Sicherheit geben, uns vieles anzuvertrauen.
Vor ein paar Wochen fing er mit Fantasiegeschichten an, die er selbst erlebt haben will. So ist er angeblich bei der Fahrt zur Kita ausgestiegen, zum Fluss runtergelaufen und hat gesehen, dass jemand etwas ins Wasser geworfen hat. Oder eins seiner Spielzeuge konnte plötzlich reden, etc. Als ich ihm dann klarmachte, dass nicht wahr sein kann und kleine Lügengeschichten seien, hat er das Toben angefangen, geheult und geschrien, dass er kein Lügner sei.
Wenige Tage später fing er wieder an Geschichten zu erzählen und als ich ihn ungläubig anschaute, meint er nur: „Mama, das war doch nur ein Traum!“ Und plötzlich war alles ein Traum. Die tollsten Stories dachte er sich aus und verbuchte sie immer als Traum. Aber am schönsten war es, als wir eines Morgens beim Frühstück saßen und er uns fragte, was wir geträumt hätten. Wir berichteten, ganz ehrlich, was wir die Nacht erlebt hatten, und er antwortete ganz gewitzt: „Ich habe geträumt, dass ich euch lieb habe.“ Dieser kleine Schelm! Der weiß schon, wie er Mamas und Papas Herz zum Schmelzen bringt.
Als ich ihn nun letzte Woche von der Kita abholte, konnte ich einen Jungen beim Spielen beobachten, von dem Arthuro schon viel – und vor allen Dingen Schlechtes – erzählt hatte. Dieser angebliche Rüpel sollte, nach Juniors Aussage, ihn jeden Tag hauen und ihm Spielsachen wegnehmen. Doch je länger ich da saß und auf Arthur wartete, bemerkte ich, wie höflich der Junge war. In liebster Weise bat er die anderen Kinder um Spielsachen und wenn ihm etwas weggenommen wurde, fragte er nett, ob er es zurückbekommen könnte. Und das sollte nun dieser schlimme Kerl sein? Ich fragte die Erzieherin, was es mit Arthurs Geschichten auf sich hatte und sie bestätigte, dass der Junge am Anfang tatsächlich alles mit Fäusten regelte. Aber das war inzwischen ein halbes Jahr her und trotzdem erzählte Arthur fast täglich von solchen Momenten. Ich seufzte auf und musste feststellen, dass ich ihn Zukunft skeptischer mit seinen Erzählungen sein musste. Na klar, hat es ihn berührt, ihn verängstigt und verärgert, aber nach einer Weile ist es wohl nur noch eine gute Gelegenheit gewesen, von Mama Mitleid zu erhaschen.