Letzte Woche hatte ich einen Termin beim Zahnarzt, vor dem mir ziemlich mulmig war. Zum einen weil ich dank meines alten, senilen Zahnarztes eine Art Mini-Trauma vor den Weißkitteln mit Werbelächeln hatte, zum anderen weil ich mir Sorgen machte, was Arthur während der Behandlung machen würde.

Als wir in der Praxis ankamen wurden wir freundlich von einer blonden Zahnarzthelferin empfangen, was mich ein wenig beruhigte. Die gleiche Dame war es auch, die während ich auf dem Behandlungsstuhl saß, Arthur etwas näher an mich heranrückte, damit er mich besser sehen und sich sicherer fühlen würde. Dabei tat sie den einen kleinen Fehler, der sie für die nächste dreiviertel Stunde beschäftigen würde: Sie warf einen zu tiefen Blick in den Kindersitz und suchte den Augenkontakt zu unserem kleinen Mann. Er, gelangweilt und auf Konfrontation bereit, packte seine gefährlichste Waffe aus: Sein Lächeln.

Herr Arthur strahlte sie mit seinen großen blauen Augen, breitem, zahnlosen Mund an, gurgelte ein paar Laute und zog sie damit in seinem Bann. Sofort glitten ihre Hände zu seinem Bauch, um ihn zu kitzeln und mit ihm zu spielen. Nach wenigen Minuten löste sich ihr Griff, denn sie musste weiterarbeiten aber da hatte sie die Rechnung ohne meinen Sohn gemacht. Sofort fing er an zu meckern, woraufhin sie sich wieder zu ihm herunterbeugte, um ihm weiter zu bespaßen und sein Lächeln zurückzubringen.

Was nun folgte war mir aber wohl ihr nicht ganz klar: Er ließ sie nicht mehr los. Anstelle alleine zu warten war es doch viel besser sich von einer schönen blonden Frau bespaßen zu lassen und so wickelte er sie immer wieder mit seinem Lachen um den Finger. Dieses Verhalten habe ich an ihm schon öfter beobachtet und es verwundert mich immer wieder, mit welcher Berechnung er sich Aufmerksamkeit verschafft. Sobald jemand, egal wer, einen Blick in den Kinderwagen wirft, entzückt er die Person mit seinem Lachen und sichert sich damit seinen nächsten Spielgefährten.

Eigentlich bin ich dankbar, dass wir so ein fröhliches Kind haben aber gleichzeitig graut es mir vor der Zukunft. Wenn er jetzt schon so gewieft die Erwachsenen bezirzt, wird er doch später diese Waffe noch stärker einsetzen um seinen Willen zu bekommen (Thema Geburtstagsgeschenke, etc.). Aber wenn ich ehrlich bin, kann ich mir ein Leben ohne dieses Lächeln nicht mehr vorstellen und so lasse ich auch mich immer wieder von diesem Schelm austricksen, obwohl ich Besserung lobe! Gott sei Dank kann man die Kinder in diesem Alter noch nicht verwöhnen und so endete der Arztbesuch für alle drei befriedigend: Ich habe neues Vertrauen in einen Zahnarzt gewonnen, Arthur wurde beschäftigt und die Zahnarzthelferin fühlte sich in ihrem Mutterqualitäten bestätigt, was will man mehr?

 


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