Ich liebe Reime. Meine ersten Reimbücher waren Klassiker wie „Der Struwelpeter“ und „Max und Moritz“. Eins ist mir aber besonders in Erinnerung geblieben und das war ein Buch, dass mir mein Onkel zur Einschulung geschenkt hat: „Der Zuckertütenbaum“ von Richard Heinrich.


Und wie das eben als Mutter so ist, probiert man seinen Kindern das weiterzugeben, was einem selbst am besten gefiel. Also kaufte ich schon recht früh Bücher wie „Tommi Tatze“, „Der Stockmann“ und las Arthuro jeden Abend die – für mich – schönsten Reimgeschichten vor. Natürlich durfte dabei auch „Der Zuckertütenbaum“ nicht fehlen. Schon bald konnte ich einen Satz anfangen und unser Krümel beendete ihn mit dem passenden Reim. Ich war im Himmel!


Auch wenn wir spazieren gingen, konnte ich es nicht lassen. Als Spiel fragte ich ihn, was sich auf „Maus“, „Zaun“, „Mund“, etc. reimt. Trotz meiner Begeisterung, meiner Leidenschaft, meines Feuers, meines …! verpuffte der Enthusiasmus bei Arthur jedoch recht schnell. Bereits nach wenigen Minuten hatte er die Lust am Reimen verloren und ich hatte meinen Lyrikpartner verloren. War mein zwei- bzw. dreijähriger Sohn etwa noch nicht bereit für einen Poetry Slams?! Na gut, selbstkritisch muss ich zugeben, dass ich die Latte vielleicht etwas zu hoch ansetze. Nach einigen missglückten Versuchen, stampfte ich unsere gemeinsame dichterische Laufbahn wieder ein.


Ob nun bewusst oder unbewusst, entwickelte sich bei uns zu Hause in den letzten Wochen ein eigentümliches Schauspiel: Vater und Sohn reimten! Der ach so kunstfremdelnde Mann steigerte sich mit dem reimgriesgrämlichen Kind zu ungeahnten Poesiesphären empor! Es war so schön, diese Wortduelle zu hören. Wäre da nicht … Tja wäre da nicht die typisch männliche Art. Denn anstelle kluger, netter oder niedlicher Reime, hauen sich die beiden jetzt täglich Beleidigungen um die Ohren. Der Standard „Du Knaller vom Naller“ wurde erweitert mit „Du Nudel vom Schnudel“, „Du Klops vom Mops“ und so weiter. Mein schönes, dichterisches Erbe verpufft in zwei Super-duper-Quatschköpfen. Seufz.


Aber auch jetzt sehe ich es als meine „pädagogische“ Pflicht einzugreifen! Also habe ich kurzerhand die Regel aufgestellt: „Wenn ihr euch schon beleidigt, dann muss wenigstens ein Wort echt sein!“ Gerade probieren sie sich durchs gereimte Gemüseregal. Mal sehen, was ihnen als nächstes einfällt.

 


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