Hohe Ansprüche - Seniorlevel

Gestern fragte ich Arthuro, wer derzeit sein bester Freund sei. Ohne mit der Wimper zu zucken, plautzte er raus: "Keiner!" Und irgendwie verwunderte es mich nicht. Freund von Arthur zu sein, ist nämlich nicht leicht. Seine Ansprüche wachsen mit seinem eigenen Entwicklungsstand und dazu kommen seine ständig wechselnden Launen. Kinder, die verbal nicht mit ihm mithalten können, werden sofort ausgesiebt. Mädchen will er entweder sofort heiraten oder interessieren ihn nicht die Bohne. Generell haben es Gleichaltrige schwer und für Jüngere ist es fast unmöglich, es sei denn, es ist gerade keiner da. Und bevor man alleine ist, greift man lieber zum "Notnagel Baby". Aber wehe, der Herr entdeckt eine Ungerechtigkeit, eine Lüge, einen Regelverstoss ("Die Theresa und Salome hatten heute Kaugummi im Kindergarten, ob sie wissen, dass es nicht erlaubt ist." - seine Strafe für sie ist war kein gemeinsames Schaukeln), dann ist man sowieso "Puh! Und gar kein Freund mehr!" Richtig nervig wird es erst, wenn er probiert einen zu erpressen: "Mama, wenn du mir das jetzt nicht malst, bin ich nicht mehr dein Freund!" Gott sei Dank bin ich da ja recht abgebrüht und antworte meist nur: "Schatz, das ist mir egal. Ich bin nämlich nicht dein Freund, sondern deine Mama. Und das wird auch immer so bleiben." Grübelndes Gesicht. Diskussionen im Keim erstickt.

Hohe Ansprüche - Juniorlevel
Theo ist, na sagen wir mal, ein verhaltener Lächler. Ca. 23 Stunden am Tag - und na, selbst im Schlaf - hat er eigentlich nur eine Mimik drauf: skeptisch! Dabei sind seine Augenbrauen eine dünne, waagerechte Linie, die in der Mitte hochschwingen wie unser wunderschöner Holzschlitten. Nur bei dem kann man die Funktion dahinter wenigstens noch erkennen. An manchen Tagen fühle ich mich wie ein Animateur, der stundenlang vor dem Kind hockt und lacht und kitzelt und tut und macht. Seine Reaktion: Schlittenschnute! Lege ich Musik auf: Schlittenschnute. Kommt Papa nach Hause: Schlittenschnute. Ich könnte jetzt noch ewig so weitermachen. Es gibt aber diesen einen Moment am Tag, an dem er so richtig aus sich rauskommt und strahlt wie ein helles Sternchen: Nicht, wenn es Essen gibt, nicht wenn er in der Badewanne liegt, nein, erst wenn er mein Wohnzimmerbild sieht, blüht er richtig auf. Dann reißt er die Augen auf, lacht und zappelt wie wild. Dreht man ihn weg, kämpft er sich eisern zurück, nur um die Zickzack-Linien nicht eine Sekunde zu verpassen. Naja, immerhin ist es ja auch was von mir. Also geht dieses Lachen auf meine Rechnung. 

 


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