So oft überlegen mein Mann und ich umzuziehen. Irgendwohin, wo es ruhig und idyllisch ist. Und fast jedes Mal wenn uns dieser Gedanke überkommt, überzeugt uns irgendetwas vom Gegenteil. Heute war Theo der Grund für unseren schnellen Sinneswandel.
Denn die kleine Rakete schien beim Vesper zu gierig seinen Apfel heruntergewürft zu haben. Resultat: Atemnot und Weinen. Nach kurzem Überlegen war klar, der Mini-Vader muss wegen seines starken Röchelns definitiv zum Kinderarzt! Bereits bei der Anmeldung spitzte die Arzthelferin die Ohren, zog und nach vorne und schickte uns dann direkt ins Behandlungszimmer. Drei Minuten später, mit meiner bisher krassesten Überweisung in der Hand ("Aspiration, Apfel!!!"), rannte ich schon Richtung Notaufnahme.
Auch hier wurden wir sofort vorgeschoben. Der Arzt legte zu seinem: "Das hört sich komisch an", einen Laufzettel zum Röntgen dazu. Nach zwei Schnappschüssen und einem hochaufgeregten Kind kam die Gewissheit: OP mit Vollnarkose. Ich brach in Tränen aus!
Innerhalb weniger Minuten standen zwei Schwestern und zwei Ärzte um uns, die mich mit allen möglichen Fragen bombardierten. Gott sei Dank ist eine meiner besten Eigenschaften, dass ich in solchen Momenten in eine Art Robotermodus verfalle und relativ klar denken und handeln kann.
Schnurstracks ging es runter zur Anästhesie. Betäubende Creme für die Einstiche an Hand und Fuß, beruhigende Nasentropfen und mehr habe ich von meinem Kind nicht mehr gesehen. Das einzige, was ich wusste war, dass sie ihm erst den Magen auspumpen würden (damit während der Behandlung nicht noch mehr in die Lunge kommt), dann mit einer Kamera auf die Suche gehen würden und schließlich mit einer Zange oder einem kleinen Ballon das Stück rausholen würden. Ich hatte unendlich viel Angst davor, was alles schief gehen könnte!
Ca. 30 Minuten später war alles vorbei. Die gute Nachricht: Es war nichts zu finden. Die gute Nachricht? Aber was war dann dieses Atmen? Angeblich hatte das Verschlucken und wieder Hochwürgen seine alte Erkältung wieder angekurbelt. Ein Prozess, der wohl nicht unüblich zu sein scheint. Dennoch konnte ich selbst durch zwei Kleidungsschichten immernoch das Rasseln in seiner Lunge mit der Hand spüren.
Wieder eine Stunde später wachte er auf der Narkose auf. Total benommen zog er sich zuerst den Nasenkatheter raus. Gut gemacht! Dann schlief er auch schon wieder ein. 14:45 hatte er sich verschluckt. Inzwischen war es 18:30 Uhr und wir konnten endlich auf unser Zimmer. Nach ein wenig Dösen war er auch endlich wach genug für ein Fläschchen und entspannte sich im Dämmerzustand auf meinem Schoß.
Doch gerade als ich Papa schreiben wollte, dass er wach und alles i.O. war passierte es! Er würgte einen riesigen Schleimbatzen mit Blut und dem APFELSTÜCK raus! Wo kam das denn jetzt plötzlich her?! 1,5 cm im Durchmesser, das kann man doch nicht übersehen? Doch kann man! Da wir die Bronchoskopie auf DVD mit nach Hause nehmen durften, konnten wir uns selbst davon überzeugen: Das Ding war unauffindbar! Und so war es wie bisher alles in Theos Leben: grausige Diagnose, aber am Ende einfach nur wahnsinniges Glück gehabt.