Die Tage mit Arthur sind zurzeit schwer berechenbar, denn er befindet sich in dem viel befürchteten Wachstumsschub um die 19. Woche. Mit knapp vier Wochen Dauer ist es der längste Schub, den die Kinder im ersten Lebensjahr durchmachen und vielen Eltern graut es davor.

So kann auch Arthurs Stimmung sekündlich vom glücklichen Jauchzen in entsetzliches Weinen umschlagen. Auch gibt es Tage an denen ich nicht einmal den Raum verlassen kann, ohne dass er weint. Nach durchdringendem Beobachten des kleinen Herren ist mir allerdings etwas aufgefallen: Es ist nicht ein großer Schub, sondern es sind viele kleine, die sich aneinanderreihen. Die neuste Entwicklung betrifft beispielsweise seine Augen.

Während er früher das Einkaufen als langweilig empfand und einschlief, mustert er jetzt alles was um ihn herum passiert. Genauso ist es mit dem Straßenbahnfahren. Ich habe schon früher gerne die Augen von Bahnfahrenden beobachtet und fand es spannend wie schnell sie den vorbeiziehenden Objekten folgten oder an welchen Sachen ihr Blick festhielt. Aber das nun bei meinem eigenen Sohn zu beobachten ist etwas ganz anderes.

Wie bei einem Erwachsenen folgen seinen großen Augen ganz flink den vorbeiziehenden Häusern, Menschen oder Bahnen. Es ist unbeschreiblich diese Veränderung in seinem Blick mitzuerleben. Man kann direkt sehen wie sich hinter den ehemals leeren Augen plötzlich ein wacher Geist hervortut, der die Welt um sich herum entdecken möchte. Man erkennt was er erkennt, ist überrascht über Dinge, die man für selbstverständlich gehalten hat und die einen kleinen Mann plötzlich unwahrscheinlich faszinieren können.

Nur eines darf bei dem ganzen Entdeckertum nicht passieren: Stillstand! Denn sobald der Straßenbahnwagen anhält oder sich jemand vor Arthur stellt und somit seine Aussicht blockiert, ist das Geschrei groß! Alles muss sich bewegen, alles verändern und immer neue Sachen wollen von dem kleinen Geist aufgesogen werden.

Gott sei Dank kann ich mir die Zeit nehmen, um mit ihm diese Welt zu entdecken, die mir so bekannt vorkam und doch auch für mich jetzt ganz neue Reize bietet.

 


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