Endlich Vorschule! So richtig! Nicht ein „eventuell Kann-Kind mit vielleicht Aussicht auf..:“-Quatsch, sondern so richtig, richtig! Endlich keine Tränen mehr, endlich die Anerkennung: „Ja, du bist ein Großer!“ und was war? Die Luft war einfach raus. Bei uns allen. Klar, haben wir uns gefreut, aber bei Weitem nicht so exzessiv wie letztes Jahr. Es begann schon damit, dass die Ansteck-Pins für die neuen Vorschüler alle kaputt gingen und er am Ende doch wieder seinen alten getragen hat (im Gegensatz zu den anderen neuen, die nun leer dastanden).
Und auch anstatt Elan zu entwickeln, konzentrierten sich die Jungs die ersten Wochen auf Prügeleien. Und dabei waren sie alles andere als zimperlich. In dieser Zeit war Arthuro zu Hause oft leicht reizbar und wahnsinnig weinerlich. Meine Vermutung war, dass er eifersüchtig auf ein neues Kind war, dass drohte seinen besten Freund „an sich zu reißen“. Ob das wirklich der Hauptgrund war oder sich nur viele Dinge aneinander gereiht haben, kann ich nicht sagen.
Gott sei Dank endete der Prügel-Spuk, der wirklich allen – Eltern, Erziehern und Kindern – zu weit ging, nach drei Wochen. Jetzt sieht man sie hier und da raufen, aber mit viel mehr Respekt und vor allem viel weniger Kindern.
Einerseits sind sie eine wirklich coole Clique, andererseits habe ich das Gefühl, dass er sich immer wieder den anderen anpasst und das macht mich traurig. Eigentlich ist er geistig schon viel weiter und könnte Vorbild sein. Stattdessen imitiert er die anderen, fängt wieder das Lispeln an (obwohl er den anderen zeigen könnte, wie es richtig geht) und spielt irgendwelche „Kleinkind-Spiele“ wie Dinos, etc. Zuhause ist er dann ganz anders: Er baut Lego mit Anleitungen für 8+/9+, fängt das Lesen an, zählt und rechnet überall wo es geht usw. Natürlich könnte ich mich darüber freuen, dass er so empathisch ist und er seinen Freunden ein tolles Gefühl gibt. Aber wo bleibt er?
Einerseits wird er von den Kleinen bewundert, weil er ein Großer ist und schon so viel kann. Andererseits feuert ihn niemand bei Duellen an. Sein bester Freund ist eine Mischung aus cooler Socke und A***kind, wobei letzteres immer mehr überwiegt. Mit ihm zusammen gewinnt Arthuro ein besseres Standing in der Kita, andererseits zermürbt es ihn oft, weil der andere Junge viel zu Ich-bezogen, weinerlich und aggressiv ist.
Und was können wir machen? Nix! Ihm zuhören, mit ihm drüber reden. Aber unsere echte Meinung müssen wir auch zurückhalten, denn wir können ihm nicht seinen besten Freund madig reden. Ab und zu kann ich mir einen Kommentar gegenüber den anderen Kids nicht verkneifen – natürlich alles im „Spaß“. Ich weiß, ich habe einen Knall. Und ich weiß, dass ich mir zu viele Gedanken mache. Aber Arthuro ist so ein toller Junge und ich bin einfach so glücklich, wie er ist. Nicht nur, weil er mein Sohn ist, sondern weil ich ihn auch ohne familiäre Bindung mögen würde.
Vermutlich bin ich einfach in einem blöden Hormonrausch, weil ich ihn wegen meiner Arbeit nicht mehr so oft sehe. Und eigentlich sind es auch alles nur Spinnereien, denn eines hat sich auch geändert: Unsere Wohnung ist ständig voll! Fast jede Woche kriegen wir Kinderbesuch und das kann ja kein Zeichen für fehlende Freundschaften sein.

 


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