Eigentlich gibt es kaum einen Tag an dem mich Arthur nicht überrascht. Seit seiner Geburt konnte man ständig neue Dinge an ihm entdecken aber inzwischen überschlagen sich die Veränderungen in diesem kleinen Mann. Neben dem bereits erwähnten Fortschritt in seiner Sehkraft und der Metamorphose in eine sauerstoffablehnende Quatschtante, entwickelt sich seine Motorik rasant.
Seine Hand-Augen-Koordination ist zwar noch hölzern aber den Weg zum Mund findet inzwischen alles, was nicht irgendwie gesichert ist. Minutenlang wird an allem geschleckt und mit einer Lache aus Sabber bedeckt, als würde er sein Revier markieren. Letztens habe ich ihm ein Glas gegeben, was er vollkommen aufzuessen versuchte aber er scheiterte an dem Durchmesser, obwohl inzwischen zwei Fäuste in seine Luke passen.
Wenn er nun aber merkt, dass er beispielsweise die Spielsachen an seinem Mobile nicht
herunterreißen kann (und oh ja der kleine Mann hat ordentlich Kraft!), stellt sich sehr schnell Frustration ein. Auch wenn ich anfänglich skeptisch war vermute ich langsam aber doch, dass der Junge nicht gerade der Dümmste ist. So wird er immer kreativer in seinen Ideen wie er das Mobile doch zum Einstürzten bringen kann. Besonders effektiv erscheint ihm dabei die Gegenstände in alle möglichen Richtungen zu zerren. Dabei erprobt er wie weit sie sich ziehen lassen und robbt mit seinen Schulterblättern immer weiter an den Rand der Decke, bis der Bogen fast nachgibt und alles auf ihm landen würde, wenn ich ihn nicht festgehalten würde. Wenn er sich einfach hinsetzen könnte, würde er die Sachen leicht hochnehmen und in den Mund stecken können aber hierfür ist er leider noch zu klein.
Besonders am Morgen fällt mir auf wie eingeengt er sich doch in seinem Körper fühlen muss. Er strampelt wie ein Treppchenanwärter bei der Tour de France, reißt seine Beine senkrecht in die Höhe, dreht sich auf die Seite, um dort weiterzutreten und sich zu strecken. Wenn er könnte wie er wollte wäre er bestimmt schon längst zum Marathonläufer mutiert aber seine Muskeln wollen noch nicht so wie sein Verstand. Während ich also dasitze und ihm bei seinen flinken Übungen zuschaue fühle ich Mitleid und gleichzeitig beschleicht mich ein Grauen, wenn ich mir vorstelle, wie ich in einem halben Jahr diesem Energiebündel hinterherrennen und ständig „NEIN! HALT!“ schreien werden muss. Dann werde ich mir denken: „Joggen? Ha! Das ist doch was für Anfänger! Ich bin Mutter!“ (Gleiches denke ich übrigens über Partygänger, die (nur!) am Wochenende die Nächte durchfeiern...)