Auch einige Wochen später nagte der Kommentar von Theos Erzieherin noch immer an mir. Meine ganze Hoffnung lag auf dem Krippenbacken, bei dem wir den Erziehern zeigen wollten, wie toll er sich artikulieren kann. Leider war das ein gewaltiger Schuss in den Ofen. Denn stattdessen wurden wir eines Besseren belehrt: Trotz aller Heiterkeit bei der Ankunft gefror er beim Ausziehen an seiner Garderobe plötzlich zu Eis. Den gesamten Vormittag war er nicht mehr von meinem Schoß zu kriegen und das Schlimmste: Er verzog keine Miene und sagte keinen Mucks! Kein Aufmuntern, Kitzeln und Necken half. Also probierte ich mein Unwohlsein zu überspielen, indem ich mich mit seinen Erziehern unterhielt. Vielleicht würde er dadurch ja merken, dass es vollkommen ok ist, sich auf sie einzulassen.
Tatsächlich schien es ein wenig zu fruchten. Eine Woche später - zur Krippenweihnachtsfeier - war er schon komplett ausgewechselt und drehte total auf. Er tanzte, plapperte und alberte mit uns rum, so schön, dass sogar seine Erzieher mir in den Wickelraum hinterher kamen und seine Wesensveränderung lobend erwähnten.
Zu Weihnachten gab es dann die endgültige Konfrontationstherapie: Erst kam der 80. Geburtstag der Uroma, bei dem er schon eine Menge neuer Leute kennenlernte. Und schließlich bekam Opa eine Erkältung und Oma Magen-Darm, sodass wir unsere Besuche nach vorne verschieben wollten, um ihnen Ruhe zu geben und uns möglichst nicht anzustecken. Mit bis zu 3 verschiedenen Besuchen bei Familie und Freunden pro Tag war Theos Hülle endgültig geknackt: Wollte er dieses Urlaub wenigstens ein bisschen Spaß haben, musste er sich wohl oder übel öffnen und auf die anderen einlassen. Und so kam es dann auch. Er wurde entspannter, löste sich von mir und folgte seiner Neugier. Sogar bei unserem riesigen Weihnachtsmann nahm er all seinen Mut zusammen und stellte sich ihm wacker. Mit vollem Erfolg! Bereits nach wenigen Minuten wurde er zu Santa's Helfer auserkoren und half ihm, alle Geschenke zu verteilen.
Mit diesem neuen Selbstbewusstsein ging es dann auch in der Krippe super voran. Bereits am ersten Tag nach den Ferien erzählten mir die Erzieher begeistert, dass er jetzt viel offener und redseliger war. Das nenne ich mal einen lehrreichen Urlaub.