Liebe Mitstreiter, ihr habt euch, zur Verwunderung aller eurer viel zu jung gebliebenen Freunde, dazu entschieden einen kleinen Wurm in die Welt zu setzen. Auch wenn euer Umfeld euch damit als alt und sesshaft abstempelt, ihr seid es nicht! Im Gegenteil.
Wer von euren „flippigen“ Freunden, die jedes Wochenende auf die Kneipenmeilen ziehen kann denn schon mit euren eigenen Hausparties mithalten? Schließlich habt ihr eine fast 24/7 schallende Musikanlage zu bieten, deren Lautstärke selbst die Nachbarn zwei Etagen unter euch erfreuen kann. Lokalschluss gibt es bei euch nicht und die Getränke sind frei, jedenfalls für einen der Gäste. Auch das Abendprogramm mit regelmäßigen Wet-T-Shirt-Contests (über die näheren Hintergründe hülle ich mich in Schweigen) bietet Unterhaltung für Jedermann. Ebenso die Karaoke-Fans kommen auf ihre Kosten, indem sie pünktlich zur
Schlafenszeit die Oldies ihrer Kindheit herauskramen.
Hierbei eine wichtige Anmerkung für die Mütter: Auch wenn eure Männer euch weiß machen wollen, dass das Kind nur wegen eurem mangelnden Gesangstalent plötzlich noch lauter schreit als vorher, ihr wisst es besser. Denn in Wirklichkeit ist eurer Baby das klügste Geschöpf der Welt und hat bereits nach wenigen Wochen begriffen, dass nach dem Lied Schluss ist mit Spielen. Lasst euch also nichts einreden.
Wie jung ihr seid zeigt sich auch an eurer neu gewonnenen Flexibilität. Wenn eurer Schatz bei Klassik schlagartig anfängt zu weinen, braucht ihr nicht zu befürchten, dass aus ihm/ ihr doch kein Einstein wird. Nein, nein, in Wahrheit hat er nur einen sehr ausgeprägten Charakter und erkennt schon mit zweieinhalb Monaten, dass Punkrock ihm einfach viel mehr zu bieten hat. Und wenn wir ehrlich sind wissen wir doch alle, dass verrückte Zappelübungen zu Rock einfach viel besser aussehen, als zu langweiliger klassischer Musik.
Bestimmt seid ihr auch inzwischen viel kreativer als eure Bekannten. Denn wer von ihnen musste jemals darüber nachdenken wie man einen ganzen Wocheneinkauf plus ein sechs-Kilo-Kind, dass seinen Kopf noch nicht alleine halten kann, zwei Etagen nach oben schleppt? Auch könnt ihr euch die wunderbarsten Spielsachen ausdenken, obwohl das Papier der letzten Blätterteigpackung den geistigen Ansprüchen eures jungen Nachwuchses vermutlich viel mehr genügen wird, als jedes überteuerte Activitycenter.
Bei eurem nächsten Bewerbungsgespräch könnt ihr also mit den folgenden Stärken die anderen Bewerber hinter euch lassen: Sehr gutes Zeitmanagement, Belastbarkeit, Flexibilität, Kreativität, und eine große Portion Humor.
Ihr seht, es hat also nur Vorteile Eltern zu sein.