Kurz nach Arthurs Geburt kam eine animierte Säbelzahntiger-Doku im Fernsehen, in der Jungtiere und ihr natürlicher Überlebensinstinkt gezeigt wurden. Sehr bald nach der Geburt konnten die Kleinen laufen, Fährtenlesen und sich durch Gebrüll bemerkbar machen. Vergleichend mit unserem schläfrigen, stummen Knäul, was zu dieser Zeit schon seinen Nachtschlaf angetreten hatte, stellten wir nachdenklich fest, dass Arthur in der Wildnis keine Chance zu überleben hätte. Verwundert über den Gang der Evolution erkannten wir, dass unser Jungtier sich weder davonschleichen, verstecken oder gar Feinde durch Laute abschrecken könnte.

Inzwischen ist unser Minitiger vier Monate alt und voller stolz kann ich nun berichten: Auch er könnte im Dschungel überleben! Gemäß der drei Überlebensprinzipien – Verpflegung, Verteidigung, Vorherrschaft hat sich unser Sohn als wahrer Wildnisbewältiger herauskristalisert. Beginnen wir rückwärts:

Aus der wortkargen Schlafmütze ist ein aufgewecktes Kerlchen geworden, der geschickt weiß auf sich aufmerksam zu machen. Im Kampf um den Platz des Alphamännchens könnte sich sein hohes Stimmchen zu einer lauten Kreischpyramide aufbauen, die jedes andere Herdentier irgendwann genervt abtreten lassen würde. Die Weibchen dagegen würde er mit seinem fröhlichen Jauchzen aufheitern, nur um sie dann besinnungslos zu quatschen.

Sollte sich dann ein geeignetes Rudel um ihn versammelt haben, könnten seine ausgefeilten Kratz- und Kneiftechniken ihm Sicherheit geben und es vor Feinden schützen. Mit seinem scharfen Blick könnte er sie schon von Weitem erkennen und seine kleinen Muskelärmchen schon einmal aufwärmen. Hartnäckigere Kontrahenten würde er mit seinen schnellen, kraftvollen Beinen so lange in den Hintern treten, bis diese das Weite suchen. Und wenn das alles nichts hilft, würde seine Geheimwaffe zum Einsatz kommen: Der Angstpups! Denn wie ein Stinktier hat er es sich in den letzten Tagen angewöhnt einen übelriechenden Furz abzulassen, sobald er sich erschreckt. Atemberaubend im buchstäblichen Sinne.

Nur die Jagd würde sich als etwas schwierig herausstellen. Ich glaube kaum, dass sich ein Wildtier durch Arthurs kleine Fingerchen er-kratzen lassen würde. Außerdem bleibt die Frage, wie das Erlegte in seinem zahnlosen Mund weiter „verarbeitet“ werden sollte. Also bliebe nur die Möglichkeit sich an ein Muttertier heranzuschleichen, es mit seinem breiten Lächeln zu bezirzen und sich somit einen Platz an der Milchbar zu sichern. Und ja ich glaube mit dem Charme, den er jetzt schon an den Tag legt, schafft er es selbst die störrischste Wildsau zu überzeugen. Aber wenn auch das nicht klappen sollte, würde er einfach an allem Lutschen, was ihm in die Finger kommen würde. So würde sicherlich der eine oder andere Käfer den Weg in seinen Magen finden und Eiweiße sind ja schließlich auch eine solide Grundlage.

 


comments powered by Disqus