Eine Woche nach dem Umzug kehrten wir zur Übergabe unserer alten Wohnung in die Heimat zurück. Die Malerarbeiten wurden begleitet von dem glücklichen Umstand, dass meine Schwiegermama ihren 50. Geburtstag feierte. Viele Verwandte und Bekannte kamen um ihren Ehrentag zu feiern. Für uns bedeutete das neben einem wunderschönen Tag im Garten ein rund-um-die-UhrBetreuungsprogramm für Arthuro, dessen Lachen wir nur noch von Weiten zu hören bekamen. Großes Staunen ging durch die Runde als sie sahen wie viel die dicke Qualle zum Abendbrot verdrückte aber der süße Brei war schon immer sein Favorit.

Abends verabschiedeten wir uns in ein recht schäbiges Hotel hinterm Bahnhof, das als Einziges noch Zimmer frei hatte. Beim Empfang sah ich, dass nur wenige Zimmer auf der obersten Etage belegt waren, wo auch unseres sein sollte. Als ich fragte, ob wir nicht eines auf der ersten Etage bekommen könnten, damit wir uns mit Babyfon an die Bar setzten könnten, bekam ich eine Ablehnung mit der Begründung, dass ja extra das Babybett in dem Zimmer aufgebaut worden war. Gespannt auf dieses wohl sperrige Bett öffneten wir voller Erwartung die Tür zu unserem Zimmer und fanden dort nur ein wackliges Reisebett vor. Auch dass das einzige Fenster genau an der Hauptstraße lag, obwohl wir unser Baby angekündigt haben, und wir bei 25°C Raumtemperatur es offenen lassen mussten, ließ unsere Lust in diesem Hotel zu übernachten nicht steigen. Wenigstens war auf Arthuro Verlass, der kaputt gespielt, sofort in den Schlaf fiel.

Um den Kleinen nicht weiter zu stören entschieden wir uns schnell Abendbrot am Bahnhof zu holen und eine Sitzmöglichkeit außerhalb des Zimmers zu suchen. Da auch hier unsere Erwartungen enttäuscht wurden machten wir es uns schließlich auf dem Hotelboden vor der Zimmertür „gemütlich“. Passend mit Fritten, Cola und Minisektchen stießen wir auf die letzten stressigen Wochen an und mussten erstaunt feststellen, dass es auf dem ruhigen Hotelflur doch gemütlicher war als gedacht. Wir erinnerten uns an die Schulzeit mit den jährlichen Klassenfahrten, bei denen wir, getrennt voneinander, bis tief in die Nacht die Flure belagerten und andere Hotelgäste störten. Es stellte sich sogar heraus, dass wir im gleichen Prager Hotel abgestiegen waren, nur ein Jahr versetzt. Wir erzählten abwechselnd von unseren Trinkgeschichten und fühlten uns erfrischend jung und verbunden. Durch diese unterschiedlichen und doch gleichen Erinnerungen wurden die dieser Aufenthalt für uns als Paar am Ende doch etwas ganz besonderes.

 


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