Vor gut einem Monat begann unser Babyschwimmkurs in einem kleinen Privathaus im Norden der Stadt. Allein der Weg dorthin war ein Graus, denn dank unzähliger Baumaßnahmen war es schier unmöglich die „alten“ Wege des Routenplaners zu orten. Beim ersten Mal sammelte mich nach einer Stunde Irrweg eine nette Oma auf, die uns mit ihrem wilden Schäferhund an der Hand sicher durch verworrenen Gefilde führte. Doch leider fehlte die gute Frau beim Rückweg, sodass ich 1,5 Stunden nach Hause brauchte, für einen Weg, der eigentlich nur 30 Minuten dauert.

Die Folgewoche erspähte ich von weitem einen anderen Kursteilnehmer, dem ich heimlich folgte, doch nur mit mäßigen Erfolg. Denn der junge Vater hatte offensichtlich ein ebenso gutes Gespür für die Lage wie ich. Das Bitterste dabei allerdings ist, dass ich mich bisher immer durch einen sehr guten Orientierungssinn auswies, der in der neuen Stadt vollkommen verschwunden zu sein scheint.

Für das dritte Treffen verabredete ich mich mit zwei anderen Mamas aber selbst zum geplanten Treffpunkt fand ich nicht und kam natürlich zu spät. Aber die klugen Damen hatten dieses Ereignis vorhergesehen, sodass wir trotzdem pünktlich in unseren Badesachen den Pool betraten.

Mit etwa einem duzend anderer Kinder und einem sehr ambitionierten Kursleiter machen wir es uns nach dem Wegkampf erst einmal in dem mollig warmen Wasser gemütlich, bevor es richtig losgeht. Nach der ersten Gesangseinlage sollen die Kleinen jedes Mal auf Matten über die Wasseroberfläche gleiten. Doch dass unsere Miniwasserratte nach so wenigen Minuten in seinem geliebten Nass schon wieder raus soll, passt ihm nie. Nach einigem Gemoser fängt er sich aber bald wieder und erkennt, dass es doch ungünstig ist ohne Mamas Hilfe wieder zurück ins Wasser zu krabbeln, da es da nur steil nach unten geht. Ein technisches Wunder stellt für mich jedes Mal die Matte dar, die es schafft eine Balance zwischen der dicken Qualle und den deutlich jüngeren, kleineren und leichteren Kindern zu schaffen, sodass keiner (unfreiwillig) untergehen muss.

Der Matte schließen sich immer verschiedene Übungen an, die zu jeder Einheit wechseln. Besonders beliebt dabei ist das Brustschwimmen und das Treiben lassen im Sprudel mit Schwimmring. Besonders unbeliebt dagegen ist die verdammt häßliche Puppe mit der der Leiter die Kleinen animieren will und Rückenschwimmen. Richtig kurios aber wird es bei der Tauchübung. Die Schwimmschule wirbt im web damit, dass die kleinen Enten hier nicht tauchen müssen. Bereits nach wenigen Minuten der ersten Stunde hieß es allerdings: „Und jetzt tauchen wir. Vier bis fünf mal.“ Von einer anderen Mama weiß ich, dass man bei einer anderen städtischen Schwimmschule fünf Sitzungen hat, bevor die Minis unter Wasser gehalten werden. Aber warum sich aufregen? Arthur schluckt, reißt die Augen auf, zwinkert, atmet tief durch und die Sache ist erledigt. Hierbei spielt sicher auch sein Alter eine entscheidende Rolle. Viele seiner Co-Enten sind gerade einmal halb so alt wie er und bei ihnen überwiegt die Angst. Sie wissen nicht was da auf sie einstößt, ihr Interesse an anderen oder gar am Wasser tendiert gen Null und so enden die Schwimmstunden oft in einem Schreikonzert für die Jüngsten.

Herr Arthur allerdings genießt die Beschäftigung und ist zufrieden seinen vier Wänden und den alten, gewohnten Parks zu entfliehen. Hier kann er plantschen, singen und schnattern und hat eine eigene Junior-Fußballmannschaft, die der „Capitano“, so wird Arthur vom Schwimmtrainer genannt, die Übungen genau erklärt und wichtige Anweisungen verteilt.

Auch für mich ist das „Schwimmen“ herrlich. Endlich mal wieder Wasser zu spüren, neue Leute kennenzulernen und die fast 99%ige Chance, dass das Baby nachts lange, lange, lange schläft, sind einfach traumhaft.

 


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