Machen wir uns nichts vor, das letzte Mal dass man Arthur in Ruhe kuscheln konnte war vor mehr als sieben Monaten, als er sich nämlich noch regungslos von einer Ecke in die andere schleppen ließ und er überall einschlafen konnte. Nachmittags lag er oft auf meinem Bauch und döste bei den Märchen, die ich ihm vorlas, während wir auf den Papa warteten.

Heute gehören diese Erinnerungen zu den hellen Momenten unserer Kuschelgeschichte. Besonders die frühen Morgenstunden mit der dicken Qualle sind ein echtes Erlebnis: Sein Aufwachen bemerke ich meist nicht. Was ich aber nicht ignorieren kann ist wenn er mir an den Haaren zieht, weil er schon seit gefühlten Ewigkeiten (in Babyzeit) in seinem Bettchen steht und nun endlich durch die Gitterstäbe was von mir zu fassen bekommt. Auch Gesichtsklatscher nutzt er gerne um mich liebevoll aus dem Traumland zu holen und mich darauf aufmerksam zu machen, dass der Herr jetzt bereit für das Frühstück, eine frische Windel, aber besonders zum Spielen ist.

Brav ergebe ich mich den höflichen Aufforderungen meines Juniors und hebe ihn aus seiner Schlafkoje, damit er auf dem Boden spielen kann. Was vor einigen Wochen noch super funktionierte (gut, irgendwann hat immer irgendetwas geknallt aber damit kann ich ja leben), ist nun undenkbar. Denn nach wenigen Minuten steht er dann wieder an meinem Bett, diesmal direkt davor, klopft auf die Matratze und beschwert sich, dass er jetzt gefälligst kuscheln möchte. Dieser Wunsch hält allerdings maximal zwei Sekunden an, bevor ihm einfällt, dass sich an der Bettrückwand hochzuziehen, mit meinem Buch zu spielen, mein Handy zu finden, etc. viel spannender ist, als schnödes Schmusen. Ihn wieder hinunter zu seinen Spielsachen zu setzen ist aber eine genauso schlechte Idee wie ihn zu wickeln, wenn nicht sogar noch schlechter.

Also bleibt er oben und tut was? Walzen! Mit seinen fast zehn Kilo und verdammt spitzen Fingern schiebt sich die dicke Qualle 173 cm an seiner Lieblingsmama hoch und runter. Ich bin übersäht von kleinen blauen Flecken, die sich wie eine Fußspur über meinen Körper ziehen. Besonders beliebt ist auch das Zerdrücken des Kehlkopfes, das Ziehen an den Haaren und das Zerdrücken der Milchbar.

Einziger Lichtblick bleibt die Millisekunde, in der sich sein durchschwitztes Körperchen an mir anlehnt, kurz verschnauft und ein Hauch von Kuschelatmosphäre erweckt, bevor er weiter seine Runden in unserem Bett dreht. In diesem ruhigen Moment kann ich ihn kurz beobachten, sehe wie sich seine feuchten Haare zu kleinen Kringellöckchen aufstellen, wie sich seine Brust rasch hebt und senkt und wie groß er inzwischen geworden ist. Auch wenn ich gerne mehr von diesen Momenten des friedlichen Beeinanderseins hätte, um ihn wenigstens für einen Augenblick ganz für mich zu haben, kann ich mir doch keinen besseren Wecker vorstellen, als dieser zappelnde, schnaufende Dreikäsehoch, der so neugierig die Welt um sich herum entdeckt. Und wenigstens hat er inzwischen bemerkt, dass sich Küssen zu lassen etwas Wunderbares ist und ihm und mir viel Spaß macht.

 


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