Für diesen Eintrag hatte ich im Laufe der letzten Woche viele Titelideen: Prinz oder Prinzessin, himmelhochjauchzend, zu Tode getrübt und und und. Aus unserer gutgelaunten dicken Qualle war plötzlich ein kleines Monster geworden, was in jedem Augenblick, ohne Vorwarnung zu Schreien beginnen konnte. Während ich anfangs noch an verschiedene Begleitumstände dachte wie Zahnen, Wachstumsschub, etc., war mir bald klar, dass mit dem kleinen Mann etwas ganz anderes passierte: Er entwickelte seinen eigenen Willen.
Generell sind wir sehr locker in der Frage was er in die Finger bekommen darf und so hat er in den letzten zehn Monaten wirklich fast schon jedes Material angefasst und angelutscht, was es im Alltag zu finden gibt. Nur Sand bekommt er buchstäblich nicht zu fassen, denn der verrinnt zu schnell zwischen seinen Fingern, sodass er ihn garnicht erst in die große Lucke bekommt.
Unsere Wohnung ist nach dem Umzug nun, ich sage mal, klar strukturiert, sodass er fast überall hin darf und fast alles anfassen kann. Es gibt nur wenige Dinge, die wir ihm verbieten, so z.B. den DVD-Player oder unsere Handys. Aber ausgerechnet diese Objekte gehören natürlich zu seinen Favoriten! Jeden Tag aufs Neue setzen wir unsere bösen Mienen auf und erheben unsere Stimmen zu einem lautstarken: „NEIN!“ wenn er sich ihnen nähert.
Eigentlich funktionierte das auch immer super. Arthuro stoppte sofort in seiner Bewegung und wich zurück. Neuerdings allerdings verzerrt er augenblicklich nach dem Verbot sein Gesicht, zieht die Augenbrauen nach unten, schiebt den Unterkiefer hervor und formt seinen Mund zu einem großen Kreis, aus dem ein gewaltvolles Schreien ertönt, gefolgt von einem Meer aus Tränen. Zugegebenermaßen es sieht einfach süß aus und wir könnten uns jedes Mal kaputtlachen, wenn wir seine Schnute sehen aber das ist ja nicht Zweck der Übung. Also probieren wir hart zu bleiben, was den kleinen Mann aber nur noch wütender macht und wir ihn kaum bändigen können. Manchmal sind es auch ganz normale Dinge, die ihn plötzlich nerven, wie Essen, Wickeln oder Spazierenfahren.
Allein die Ablenkung hilft uns und siehe da, nach wenigen Sekunden quiekt er vergnügt und watschelt weiter. Interessanterweise ist beides intensiver geworden, sowohl sein Protest, als auch seine Freude. Laut jauchzend stellt er sich vor uns auf und zieht eine regelrechte Show ab, nur ums uns Lachen zu sehen. Diese schnellen Wechsel zehren an den Nerven, da man nie weiß was kommt und ihn so schwer einschätzen kann.
Seit unserem Urlaub ist mir noch eine Neuigkeit aufgefallen: Ich habe nichts mehr zu melden. Jedes „NEIN“ was ich ausspreche belustigt ihn und regt ihn zu noch mehr Dummheiten an. Während er bei Papa, Oma, Opa der liebe, brave Junge bleibt und horcht, lacht er mich an, schüttelt grinsend seinem Kopf und macht weiter. Bevorzugtes neues Ziel: Meine Haare! Jeden Abend! Wie soll man denn ein Kind erziehen, wenn es überhaupt keine Lust hat zu horchen aber auch noch zu jung ist um irgendwelche Strafen oder Konsequenzen zu kapieren? Seufz… wir werden sehen wie es weitergeht.