Die letzten Wochen hat mich Arthuro nachdenklich gemacht. Oft habe ich ihm beim Spielen beobachtet und dachte, dass er sich seit dem achten Monat kaum verändert hat. Die anderen Kinder in unserem Bekanntenkreis waren inzwischen fast genauso groß wie er, obwohl er 1-2 Monate älter ist und auch so schien er in den letzten Wochen nichts dazugelernt zu haben. Meine Bemühungen ihn endlich das Laufen schmackhaft zu machen oder mit ihm einen Turm zu bauen und nicht immer alles einzureißen verliefen im Sand.

Doch dann kam, wie so oft, alles auf einmal: Seine Motorik verbesserte sich rasend schnell, sein Spielen schien plötzlich eine ganz neue Weitsicht anzunehmen und auch sprachlich machte er Fortschritte.

Alles begann bei meinen Schwiegereltern: Eigentlich war Herr Arthur bisher ein kleiner Angsthase. Alles was Kinder eigentlich lieben machte ihm keinen Spaß. Sei es Schaukeln, Springen oder geheime Ecken entdecken. In der Krabbelgruppe hatten wir einen Tunnel, durch den die Kleinen durchkrabbeln sollten aber unser Junior kroch lieber außen herum, als sich in den dunklen Schlauch zu wagen. Seine Angst vor Enge überwand er aber in der Küche von Oma und Opa. Dort konnte er sich ganze Stunden damit beschäftigen immer wieder durch den engen Hochstuhl zu krabbeln und auch niedrige Couchtische waren nun keine Hürde mehr für ihn. Wie ein Tiger legte er seinen Oberkörper auf den Boden, streckte den Popo nach oben und erspähte was unter Tisch, Stuhl und Schränken war.

Im Garten erwartete ich einen lauten Knall, als er sich an den viel zu niedrigen Beinen mittig unter der Tischplatte hochzog. Doch als hätte er die Höhe genau abgeschätzt blieb er kurz vor der Platte stehen, die Knie angewinkelt, und vermied so eine dicke Beule am Kopf. Auch über seine Beinlänge war er sich inzwischen bewusst und so kletterte er, ohne dass wir es ihm jemals gezeigt hätten, siegessicher rückwärts die Liege oder neuerdings auch unser (hohes!) Bett herunter. Und auch das Treppensteigen klappt, besonders mit angefassten Händen, im Nu.

Wie sicher seine Körperhaltung war zeigte er uns auf dem Spielplatz, als ich ihn ohne groß darüber nachzudenken auf die Rutsche setzte. Freudestrahlend rutschte er auf seinen Pobacken nach vorne, hielt den Rücken durchgestreckt und landete sicher unten in meinen Armen. Auf die Nachfrage einer anderen Mama wie alt denn Herr Arthur sei, bekam ich nur ein erstauntes Gesicht und die überraschte Feststellung, dass er mit zehn Monaten schon so sicher rutschen könne und dabei waren es seine ersten Versuche. Stolz wie eine Mama nur sein kann beobachtete ich die anderen Kinder und sah wie viele, die bereits sprechen und laufen konnten kleiner als Arthur waren. Während ich mir noch zwei Wochen zuvor Sorgen über seine Größe gemacht hatte, bestätigten dieser Tag und ein späterer Besuch bei einer Freundin, dass die dicke Qualle wieder ein ganzes Stück gewachsen war. Wer sich nun fragt warum ich das nicht an der Kleidungsgröße erkenne, ich habe mir angewöhnt immer eine Kleidergröße zu überspringen, sodass ich nie weiß wie große er ist, bis seine Sachen endgültig zu klein werden.

Die Krönung der letzten zwei Wochen waren aber seine ersten Schritte. Immer wieder macht er drei Tapse, dann wird er unsicher und lässt sich fallen. Es sieht einfach zu niedlich aus und ich freue mich auf die nächsten Monate, wenn uns der kleine Wirbelwind über alle Wiesen und durch alle Zimmer zerrt.

Ach ja wir haben endlich einen Turm hinbekommen. Zwar erst einmal nur aus 2-3 Elementen aber immerhin.

 


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