Eine Freundin von mir hat vor wenigen Tagen ihr Baby bekommen. Voller Ungeduld erwartet sie die ersten Veränderungen, die erste Interaktion mit ihrem Sohn und ist dabei so aufgeregt, dass sie schließlich ins Grübeln darüber gerät, ob sie überhaupt alles „richtig“ macht. Dass man als Eltern eigentlich nie etwas „richtig“ machen, sondern nur probieren kann das Schlimmste zu vermeiden, ist eine Erkenntnis, die wohl erst später einsetzt. Aber ich fühle mit ihr. Denn obwohl in jedem Buch über Babys steht, dass man ihnen ihre Zeit geben soll, weil unglaublich viel auf sie einbricht, sieht man als Außenstehender gerade am Anfang nur ein kleines Knäul, das die meiste Zeit des Tages schläft.

Obwohl nun ein Jahr herum ist und wir schon viel zusammen erlebt haben, beeindruckt mich Arthuro immer wieder. Eine andere Freundin meinte gestern zu mir: „Ich habe das Gefühl, dass ich sie ständig unterschätzte.“, und das glaube ich auch. Wie viel die Kleinen nebeneinander lernen können, wie wissbegierig sie sind, das erkenne ich immer wieder neu.

Derzeit habe ich das Gefühl Herr Arthur will alles auf einmal: Laufen, Sprechen, Essen, Spielen und alles alleine. Seine großen Tapse mit ausgestreckten Armen, die eher an den „Thriller“-Tanz von Michael Jackson erinnerten, ersetzt er inzwischen durch kleine Minischritte, die er in rasender Geschwindigkeit nacheinander setzt. Wenn ich ihm die Hand reiche, bleibt er stehen, hält inne und wendet sich meist ab, als würde er mir sagen: „Lass das, das kann ich schon alleine.“. Nur wenn er müde oder aufgeregt ist, darf Mamas Finger nicht fehlen, um auch die letzten Kraftreserven für eine Entdeckungstour zu mobilisieren.

Beim Spielen hebt er nun Gegenstände an, blickt mich mit scharfen Augen an und wartet ab. Ich interpretiere das als Frage wie der Gegenstand heißt und erkläre ihm, dass Becher zum Trinken, Stifte zum Malen, etc. da sind. Apropos Malen: Innerhalb kürzester Zeit hat er begriffen, dass er mit seinem Stift nur auf Mamas Block malen darf. Gut, dass der aber riesengroß (A1) und die Chance, dass er daneben trifft nicht allzu hoch ist, haben das Ganze wohl erleichtert.

Besonders schwierig ist aber das Thema Essen. Während er in der Krippe bis zu fünf Teller Nudeln verspeist, kriege ich Zuhause manchmal keinen halben Teller in ihn rein. Der einzige Trick: Besteck. Noch erlaubt er es mir die Kartoffeln zu zerteilen und ihm dann auf die Gabel zu stecken aber langsam schleicht sich auch hier Selbstständigkeit ein. Da er sich oft weigert mir das Besteck wieder zu geben, lasse ich es in seiner Hand und führe sie stattdessen zur Schüssel, um ihm beim Aufpicksen zu helfen. Mein Mann ist schon genervt von unserer Esszeremonie, da sich die Prozedur von einer Viertel- auf eine Dreiviertelstunde verlängert hat und er am Ende die Küche neu renovieren kann. Aber bei diesem Lernschritt hat jeder von uns einen wichtigen Part: Arthuro lernt selber zu essen, Mama begleitet ihn voller Stolz und Papa nimmt am Ende das matschige Kind und den versauten Stuhl um alles in der Dusche zu versenken.

Worauf ich damit eigentlich hinaus will: Liebe Neu-Mama, auch wenn es für dich nicht den Anschein macht, dass dein Kind sich verändert, in jeder Sekunde, Minute, die es auf der Welt ist, lernt es dazu. Es wächst, entwickelt eine Darmflora, lernt Geräusche, Farben, Menschen kennen. Aber es ist leider noch viel zu klein um dir davon zu erzählen. Deswegen beobachte es einfach genau und zeige ihm ganz viele Dinge, damit ihr zusammen diese wunderbaren ersten Momente erleben könnt.

 


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