Während der letzten Krankheitswoche kamen Arthur und ich kaum zum Schlafen. Immer wieder wachte er nachts auf, schrie wegen dem Fieber, Halsschmerzen oder war durstig. Hausmittelchen wie Wadenwickel brauchte ich nicht machen, da alles außer seiner Brust und seinem Kopf über Tage kalt war wie ein Eiszapfen. Glücklicherweise sprang das Antibiotika schnell an, sodass er sich schnell erholte.
Nach den letzten 1,5 Wochen Krankheit hofften wir, dass nun endlich wieder etwas Ruhe in unser Haus einkehren würde aber weit gefehlt. Die neu gewonnen Stärke nutzte er um fast jede Minute zum Albtraum werden zu lassen. Keine zwei Minuten konnte er still sitzen, ohne dass er schrie. In einer Tonlage und Lautstärke, die wir von ihm so nicht kannten. Aus vollem Leib kreischte er von 0 auf 100 los, ohne dass wir nachvollziehen konnten was los war. Nahm man ihn hoch, wollte er wieder runter,
war er unten, wollte er wieder hoch. Er nahm Anlauf und rammte seinen Kopf gegen alles was er finden konnte: Schrank, Fußboden, uns! Dank seiner Kopfnüsse biss ich mir regelmäßig schmerzhaft auf die Zunge und auch die Brille meines Mannes wäre bald passé gewesen. Sobald man den Raum verließ, schrie er, kam man zurück, schlug er. Das Essen schmiss er runter, seine Sachen durch den halben Raum. Schlafen? Ach bitte! Spazierengehen? Na klar aber nur mit wildem Gezeter. Kurzum: Es war eine Katastrophe.
Normalerweise bin ich bei solchen Sachen recht entspannt aber als wir zur Nachkontrolle beim Arzt waren, war mir mein Kind das erste Mal richtig peinlich. Das Wartezimmer war voll, alle Kinder spielten normal, nur mein Kind rannte durch den Raum, zerstörte die Spielsachen der anderen, warf sich auf die Rutsche, heulte, schrie, schlug, warf sich auf den Boden und so weiter. Nach einer Stunde Nervenarbeit wurden wir endlich aufgerufen und zum Abschied meinte eine andere Mutter nur, dass sie froh sei, dass wir endlich gehen. VIELEN DANK! Als ob ich die letzten 60 Minuten nicht geredet, gestreichelt, geschimpft, festgehalten, etc. habe?
Der Arzt hörte uns schon vom Flur und auf seine Nachfrage was nun sei, schossen mir beim Erzählen Tränen in die Augen und ich war über mich selbst überrascht wie sehr sein Verhalten doch an meinen Nerven zerrte. Die Untersuchung lief… naja, sie war irgendwann vorbei, sagen wir es mal so. Arthuro war kerngesund und der Arzt ratlos.
Abend überlegten wir lange was mit ihm sein könnte. War es ein Wachstumsschub wie am Anfang? Sein Bocken, das schlechte Schlaf- und Essverhalten sprachen dafür. Hatte das Antibiotika seine Darmflora zersetzt und er Schmerzen? Hatte er einfach einen Wohnungskoller und vermisste seine Spielkameraden? Zumindest die letzten beiden Ideen scheinen Teil des Rätselslösung zu sein, denn sobald er wieder, ohne Medikamente, in der Krippe war, erhellte sich seine Laune und wir bekamen peu à peu unseren Goldjungen zurück.