Es muss ein Bild für die Götter gewesen sein: Zum Mittag saßen Herr Arthur und ich total zerknautscht und müde am Tisch. Völlig fertig von dem vollgepackten Vormittag mit Spielen, Einkaufen, Wäschewaschen, aufräumen, etc. mobilisierten wir unsere letzten Kräfte um den Nachtisch runterzukriegen, auf den wir beide nicht verzichten wollten. Aus den Augenwinkeln schielte ich zu meinem, erstaunlich ruhigen, Sohn herüber und musste eine verblüffende Ähnlichkeit feststellen: Krummer Rücken, halboffene Augen, leerer Blick. Mit der linken Hand hieften wir den Joghurtbecher 5 cm in die Luft, mit der rechten stocherten wir mit einem pinkfarbenen Kunststofflöffel in der süßen Milchspeise herum. Als sich unsere Blicke trafen machte es laut „plobs“ und wir hatten beide einen dicken Joghurtfleck auf dem Pullover. Es war nun wirklich an der Zeit für unseren verdienten Mittagschlaf und so verkrochen wir uns für zwei Stunden in unsere Betten, um neue Kraft zu tanken.

Seitdem ich arbeite ist die Zeit mit Arthur viel zu kurz. Die wenigen Stunden, die wir gemeinsam haben, hocken wir fast ausschließlich aufeinander, spielen, kochen, essen, duschen, etc. An der ein oder anderen Stelle nimmt es schon ganz bizarre Züge an. Z.B. dann, wenn ich mir morgens meine Zähne putze: Dann klettert der kleine Mann über den Mülleimer auf den Toilettendeckel und verbringt die Zeit mit Spielen (meist mit meinen Schminksachen), bis ich fertig bin. Anschließend schnappt er sich meine eben benutzte Zahnbürste und putzt kräftig seine eigenen kleinen Beißerchen. Schon ein bisschen eklig oder?

Inzwischen sind mir solche Kleinigkeiten aber egal. Auch seine angekauten und völlig mit Sabber durchtränken Essensreste, die er unbedingt mit mir teilen möchte, lasse ich mir mit einem lauten „AAAAAAAHHHH“ in den Mund stecken, nur um das freudige Strahlen meines Juniors zu sehen. Schließlich füttere ich ihn ja genauso. Es ist schon verrückt zu sehen, wie im Prinzip das eigene Abbild neben einem heranwächst, mit dem gleichen Aussehen, dem gleichen Tagesrhythmus und den gleichen Gewohnheiten. So wird einem erst einmal bewusst, dass man viel zu krumm am Tisch sitzt, oder während des Essens viel zu oft aufsteht um immer wieder irgendwelche Sachen zu holen. Wenn ich Zeit finde, dann werde ich diese Problemchen mal in Angriff nehmen und vielleicht ein besseres Vorbild werden.

HAHA!

 


comments powered by Disqus