Zähne sind eine gefährliche Sache. Das müsste Herr Arthur langsam begriffen haben aber irgendwie scheint sein Eigensinn größer zu sein als seine Vernunft. Sonst hätte er es vermutlich schon aufgegeben beim Spielen immer seine Zunge wie ein Hund raushängen zu lassen oder sie in die senkrechte zu drehen (was mir persönlich unmöglich ist!). Dass er sich so regelmäßig auf das gute Stück beißt, wenn er zu wild tobt, bleibt nicht aus.

Doch in der letzten Woche gab es zwei große Schreckmomente, die durch Mark und Bein gingen.

Bei einem unserer letzten Ausflüge verstauten wir unser Auto in einem Parkhaus im Stadtzentrum. Ich schnallte Arthur ab, stieg aus dem Auto und besprach noch kurz etwas mit meinem Mann bevor ich unseren Junior ebenfalls herausholte. Doch als ich seine Tür öffnete kam mir ein blutüberströmter Zombie-Junge entgegen. Aus seinem Mund lief eine dunkelrote Lache, die sich über sein gesamtes Kinn und den Hals verteilt hatte. Kurz nach dem Abschnallen war er von seinem Sitz gesprungen und hat sich dabei, wieder einmal, auf die Zunge gebissen. Diesmal allerdings mit so viel Schmackes, dass wir befürchteten seine kleinen Beißerchen hätten nach ein paar Monaten „leben“ an der Oberfläche bereits wieder das Zeitliche gesegnet. Nachdem der erste Schreckmoment vorbei und wir den Strömen Herr geworden waren, fanden wir aber zwei intakte Kiefer und eine etwas lädierte Zunge vor.

Die Woche darauf verabredeten wir uns mit einer Freundin im Café. Es war ein schöner Nachmittag und Arthuro hatte seine, seit Tagen anhaltende, Zickig-Heul-Attitüde abgelegt. Das Treffen näherte sich dem Ende und als Abschiedsgeschenk legte unser Junior noch einmal einen ordentlichen Stunt in der Spielzeugecke hin. Irgendwie kam mir die Situation wie ein Déjà-vu vor, als ich den blutigen Jungen unter den Kisten hervorzog. Wären unsere kinderlosen Freunde dabei gewesen, hätte vermutlich niemand von ihnen mehr Lust auf Nachwuchs gehabt. Denn nach der flotten Rettungsaktion sahen Mutter und Kind ausals wären sie gerade einem Massaker entkommen: Blutverschmierte Gesichter und Klamotten so weit das Auge reichte. Um uns herum lagen gefühlt Tausende Taschentücher voller roter Suppe und Tränen. Auslöser war ein Cut direkt in Zungenmitte, der sich erst nach Minuten schließen wollte. Und um dem Ganzen noch den i-Punkt setzte ich mich auf einen dicken Holzstachel.

Als wir Zuhause ankamen musste Papa erst einmal seine geschundene Brut verarzten und trösten. Danke dir!

 


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