Ostern in der Heimat – ein paar aufregende Tage mit viel Spaß aber einem sehr, sehr straffen Zeitplan. Doch diesmal sollte alles anders werden. Ein extra Urlaubstag sollte uns Luft geben, um in Ruhe die Sachen zu packen und noch ein wenig zu entspannen. Doch schon bald nachdem wir Arthuro in der Krippe abgegeben hatten häuften sich die Unglücksszenarien: geschlossene Geschäfte, fehlende Pakete, Streik und gerade in dem Moment, als etwas Ruhe einkehrte und die Pizza bestellt war, klingelte das Telefon: Arthur läuft Schleim aus den Augen, bitte holen Sie ihn ab!

Natürlich war unser Kinderarzt in den Osterferien und sein Anrufbeantworter bot und zwei Vertretungsärzte an. Der Erste wusste selbst nichts von seinem übertragenen „Amt“ und der Zweite saß am anderen Ende der Stadt. Toll! Aber hilft ja nichts. Mein Mann blieb Zuhause, um den Pizzamann abzufangen und ich rannte, bepackt wie ein Esel mit Essen und Medis, los.

In der Krippe angekommen, sah ich Frankensteins Mini-Monster: Aus beiden Augen kam gelb-grünes Sekret und er hatte Fieber. Schnell packte ich alles zusammen und los gings in die U-Bahn, wo sich zwei Damen über mein braves Kind freuten. Ich lachte innerlich, weil ich wusste, dass er einfach nur fertig war und eigentlich just in diesem Moment sein Mittagschlaf anstünde, den wir aber lieber mit einer Reise quer durch die Stadt verbrachten.

Die Praxis war schäbig und die Arzthelferin hatte mich schon am Telefon vorgewarnt: Wartezeit ca. 1,5 h. Gott sei Dank vertrieb er sich die Zeit mit Spielen. Irgendwann lief er dann zu jedem Kind und zeigte ihm mit einem lauten „SHHHH“ und dem Zeigefinger am Mund, dass es ihm im Wartezimmer zu laut sei. So ein Frechdachs!

Der Arzt war nett und schnell, Diagnose: Bindehaut- und Mittelohrentzündung. Und das genau zum Urlaub, na Prost! Eine Freundin machte mich darauf aufmerksam, dass er immer vorm Urlaub krank wird – spürt er unsere Aufregung?

Trotz der ganzen Hektik wurde mir an diesem Tag aber wieder einmal bewusst wie sehr ich diese Stadt liebe. Denn nicht nur in der Praxis wurde ich sofort in ein amüsantes Gespräch mit anderen Eltern verwickelt und bekam viele Tipps für die Bindehautentzündung, auch während wir auf meinen Mann an einer Kreuzung gewartet haben, fuhr sofort eine ältere Dame in ihrem Wagen heran und fragte, ob sie uns mitnehmen soll. Super nett!

Die Fahrt in die Heimat gestaltete sich dann angenehm ruhig. Arthur schlief oder spielte. Nur meine (kalte!) Pizza wollte er mir nicht lassen und hat sie ohne Murren verdrückt. Einmal streckte er seine Zunge raus und zeigte mit sorgenvollen Blick darauf. Da haben ihn die Jalapenos und Chorizo wohl leicht am Gaumen gekitzelt. Aber das war natürlich kein Grund mit dem Essen aufzuhören. Dank meiner Schwiegermama gabs für mich abends dann noch ein großes Glas Erdbeer-Limes mit Sekt und das langersehnte Happy End.

 


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